Tom Bischof – deutscher Fußball-Nationalspieler mit Banater Wurzeln

Die Großmutter des Bayern-Jungstars stammt aus Tschanad

TikTok post von SWR Sport über den
Familienmenschen Tom Bischof[1]

In der 65. Minute des Spiels um Platz 3 der UEFA Nations League am 8. Juni 2025 in Stuttgart (Deutschland – Frankreich 0:2) wechselte Bundestrainer Julian Nagelsmann den 19-jährigen Tom Bischof für Leon Goretzka ein. Es war der erste Einsatz des talentierten Mittelfeldspielers im Trikot der A-Nationalmannschaft – ein symbolträchtiger Moment in seiner noch jungen Karriere. Mit diesem Debüt zählt Bischof zu den jüngsten Spielern, die je auf dieser Ebene für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) aufliefen.

Bischof wurde am 28. Juni 2005 in Aschaffenburg geboren und wuchs im unterfränkischen Amorbach im Bayerischen Odenwald auf. Die familiären Wurzeln reichen jedoch weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Seine Großmutter Elisabeth Schmelzer stammt aus dem rumänischen Banat, genauer aus Tschanad (rum. Cenad, ung. Csanád, serb. Čanad/Чанад). Weiterlesen

Doru Tulcan

Ein Temeswarer Künstler von internationalem Rang

Foto: Yves Pierre Detemple

Doru Tulcan, geboren am am 21. April 1943 im westrumänischen Kladowa/Cladova, Kreis Arad, besuchte von 1959 bis 1963 das Lyzeum für Bildende Künste Temeswar/Timișoara und war dort Schüler des renommierten Banater Malers und Grafikers Julius Podlipny.

Tulcan war Gründungsmitglied des Temeswarer Künstlerkollektivs Σ SIGMA (1969–1978) und lehrte als Dozent an der Fakultät für Kunst und Design der West-Universität Temeswar. Seine Werke wurden über die Jahrzehnte in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt, mehrmals auch in Deutschland.

Nebenstehend ein schönes Beispiel aus dem umfangreichen Œuvre Doru Tulcans: »Cetate« (1990), Serigraphie, 21 × 17 cm.

Veröffentlicht in: Temeschburger Heimatblatt 2025, 36. Jg., August 2025, Reutlingen, S. 38

Vergessene Schicksale: Bărăgan 1951–1956

Ein Archiv der Erinnerung an die Deportation

Gedenkstätte zur Erinnerung an die Deportation, in Fundata. Foto: Rainer Remsing

Im Kontext des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs nach dem Zweiten Weltkrieg war die rumänische Landwirtschaft eines der zentralen Schlachtfelder ideologischer Auseinandersetzungen. Das 1945 etablierte volksdemokratische Regime betrachtete die Zerschlagung des sogenannten Großbauerntums – der wohlhabenden Landbesitzer, die unter der Bezeichnung »chiaburi« pauschal stigmatisiert wurden – als unerlässliche Etappe beim Aufbau der neuen Gesellschaftsordnung.

Unter direkter Einflussnahme sowjetischer Berater beschloss die rumänische Führung im März 1949 die umfassende Kollektivierung der Landwirtschaft. Das Ziel: die Beseitigung kapitalistischer Eigentumsstrukturen. Wohlhabende Bauern wurden daraufhin nicht nur enteignet, sondern auch politisch verfolgt und kriminalisiert – häufig unter dem Vorwurf der Sabotage oder konterrevolutionärer Umtriebe. Weiterlesen

Der Kommunist, der Rumänien in den Kapitalismus führte

Der Tod des ersten postkommunistischen rumänischen Staatsoberhaupts Ion Iliescu ruft die Tragik einer unvollendeten Revolution in Erinnerung, aber auch die Erkenntnis, dass der Weg Osteuropas in den Neoliberalismus nicht unangefochten blieb.

Foto: SRN News, https://srnnews.com, 6.8.2025

Mit Ion Iliescu ist am 5. August eine der schillerndsten Figuren des postkommunistischen Osteuropa in Bukarest gestorben. Als erster Präsident Rumäniens nach der Revolution von 1989 bestimmte er maßgeblich den Übergang von der langjährigen, am Ende vollständig delegitimierten Herrschaft Nicolae Ceaușescus zur kapitalistischen Ordnung. Der ehemalige Kommunist und spätere sozialdemokratische Reformer scheiterte jedoch an seinem Anspruch, eine eigenständige demokratisch-sozialistische Alternative zu verwirklichen.   Weiterlesen…

Streben nach dem Absoluten

Dem Grandseigneur der Oper Ioan Holender zum 90. Geburtstag

Ioan Holender

Ioan Holender, Autorenlesung 2011 in München. Foto: Yves-Pierre Detemple

Am 18. Juli 2025 feierte Ioan Holender, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der internationalen Opern- und Musikwelt, seinen 90. Geburtstag. Ein willkommener Anlass, seine glanzvolle Karriere, sein einzigartiges Vermächtnis für die internationale Opernwelt, aber auch seine tiefe Verbundenheit zu seinen Wurzeln zu würdigen.

Geboren 1935 als einziges Kind von Anton Holender und Magdalena Dornhelm im westrumänischen Temeswar/Timișoara, einer Stadt mit einer reichen multikulturellen Tradition (Europäische Kulturhauptstadt 2023), ist sein Leben ein beeindruckendes Zeugnis von Leidenschaft für die Musik, Liebe zur Kultur, Streben nach Perfektion und unverwechselbarer Eloquenz.  Weiterlesen…

Danke! Das ist ein ganz wunderbares Portrait. Besser als alles, was in den hiesigen Zeitungen erschienen ist. Mit herzlichem Gruß, Ioan Holender, 21. Juli 2025

Detemples Hommage auf Ioan Holender zu dessen 90. Geburtstag besticht durch prägnante Formulierungen sowie klare Sprache und Struktur. Anita D. Christian, in: Banater Post, 20. Oktober 2025

El tatuaje de Ninfa

Wohl ein Liebesbrief

Worte haben nur dann Sinn, wenn sie von schönen Augen gelesen werden. Diese Augen gibt es. Es sind die zauberhaften Augen eines Mädchens aus Venezuela. Unterwegs zu einem Kongress für Hotel- und Touristik-Marketing kreuzten sich unsere Wege am Frankfurter Flughafen, dem einzigen Ort der Welt, wo ich sie an jenem Dienstagabend hätte treffen können. Aus Korea kommend – mit Ziel Caracas, Venezuela – suchte sie den Shuttle-Bus zum Hotel, um dort die Nacht bis zum Weiterflug zu überbrücken. Kaum zu glauben, doch solche Fügungen gibt es wirklich: Sie logierte im selben Hotel wie ich!   Weiterlesen…

Die Geschichte der Medizin war seine Lebensaufgabe

Zum Tod des Medizinhistorikers Prof. Thomas Breier

Wissenschaftliche Tagung der Akademie der Medizinwissenschaften, Temeswar 1981: Eröffnungsreferat Thomas Breier

Wissenschaftliche Tagung der Akademie der Medizinwissenschaften, Temeswar 1981: Eröffnungsreferat Thomas Breier

Lehrer, Bürgermeister, Historiker, Publizist – das Wirken Thomas Breiers im Banat (westrumänische Region) war vielseitig und schaffensreich. Von 1979 bis 1989 war er Lehrstuhlinhaber für Chirurgie am Medizininstitut Temeswar/Timișoara in Rumänien. Vor allem mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Temeswarer Chirurgiegeschichte sichert er sich einen Ehrenplatz in der Reihe bedeutender Banater Persönlichkeiten. Breiers medizinisch-historische Abhandlungen kämen der Arbeit eines Bergmanns gleich, der die Schätze aus dem Dunkel und der Tiefe der Erde ans Tageslicht fördert, befand der angesehene Chirurgieprofessor und langjährige Rektor des Medizininstituts, Prof. Dr. Pius Brânzeu.  Weiterlesen…

Studentenrevolte 1956 in Rumänien

Ioan Holender, der ehemalige Direktor der Wiener Staatsoper, berichtet über seine Teilnahme an der Studentenrevolte von 1956 in Timișoara.

Ioan Holender als Student

Vor dem Hintergrund der Ungarischen Revolution entstand im Herbst 1956 in der westrumänischen Stadt Timișoara (dt. Temeswar) eine Reformbewegung der Studierenden mit dem Ziel der Erneuerung der rumänischen Gesellschaft. Etwa 3000 Studenten beteiligten sich am 30./31. Oktober 1956 an Protestkundgebungen, in einer Denkschrift forderten sie u. a. den Abzug der sowjetischen Truppen, Arbeiterselbstverwaltung, Meinungs- und Pressefreiheit. Obwohl sie verfassungskonform agierten – die rumänische Verfassung von 1952 garantierte Meinungs-, Presse-, Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit –, stufte das volksdemokratische Regime die Kritik als konterrevolutionär ein und setzte Armee, Geheimdienst und Miliz ein, um die Bewegung niederzuschlagen. Rund 2000 Studenten wurden verhaftet, die Anführer der Revolte zu Gefängnisstrafen bis zu acht Jahren verurteilt. Andere Studenten, wie Ioan Holender (geb. 1935 in Temeswar), wurden exmatrikuliert. Holender verließ Rumänien 1959 Richtung Wien, wo er sich seiner Leidenschaft, der Oper, verschrieb. Von 1992 bis 2010 war er Direktor der Wiener Staatsoper, so lange und so erfolgreich wie kein anderer vor ihm. Ioan Holender ist Ehrenbürger und Kulturbotschafter seiner Heimatstadt Temeswar..  Weiterlesen…

Temeswar 1956 und die Vision eines Dritten Wegs

Studentenrevolte für demokratischen Sozialismus in Rumänien

Maschinenbaufakultät Temeswar, 2009

Vor dem Hintergrund der Ungarischen Revolution entstand im Herbst 1956 unter den Studenten der westrumänischen Stadt Temeswar/Timișoara eine Reformbewegung mit dem Ziel der Erneuerung der rumänischen Gesellschaft. Etwa 3000 Studenten beteiligten sich am 30./31. Oktober 1956 an Protestkundgebungen, in einer Denkschrift forderten sie u. a. den Abzug der sowjetischen Truppen, Arbeiterselbstverwaltung, Meinungs- und Pressefreiheit. Obwohl sie verfassungskonform agierten – die rumänische Verfassung von 1952 garantierte Meinungs-, Presse-, Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit –, stufte das volksdemokratische Regime die Kritik als konterrevolutionär ein und setzte Armee, Geheimdienst und Miliz ein, um die Bewegung niederzuschlagen. Rund 2000 Studenten wurden verhaftet, die Anführer der Revolte zu Gefängnisstrafen bis zu acht Jahren verurteilt.  Weiterlesen…

La liberté ou la mort

 

Freiheit oder Tod! Die Rolle Temeswars im Rahmen der Rumänischen Revolution von 1989

Temeswar, Heldenfriedhof: Die Märtyrer der Revolution sind unvergessen.

Als am 22. Dezember 1989 in Bukarest die Ceaușescus[1] vom Dach des Gebäudes des Zentralkomitees der kommunistischen Partei mit einem Hubschrauber die Flucht ergriffen, ging in Rumänien die 25-jährige Herrschaft eines in Europa einmaligen sultanistischen post-totalitären Regimes[2] zu Ende, das sich durch einen bizarren Personenkult mit dynastischen Ambitionen, die Verschmelzung von Staat und Partei[3] sowie einen übersteigerten Nationalismus kennzeichnete. Die Revolution von 1989 bleibt ein entscheidender Bezugspunkt für die tiefgreifenden Veränderungen, die die rumänische Gesellschaft in den nachfolgenden Jahrzehnten prägten, ein dramatischer Umbruch – radikaler als in den anderen osteuropäischen Staaten –, der das Land auf den Weg der Demokratisierung und der euroatlantischen Integration brachte.

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