La liberté ou la mort

 

Freiheit oder Tod! Die Rolle Temeswars im Rahmen der Rumänischen Revolution von 1989

Als am 22. Dezember 1989 in Bukarest die Ceaușescus[1] vom Dach des Gebäudes des Zentralkomitees der kommunistischen Partei mit einem Hubschrauber die Flucht ergriffen, ging in Rumänien die 25-jährige Herrschaft eines in Europa einmaligen sultanistischen post-totalitären Regimes[2] zu Ende, das sich durch einen bizarren Personenkult mit dynastischen Ambitionen, die Verschmelzung von Staat und Partei[3] sowie einen übersteigerten Nationalismus kennzeichnete. Die Revolution von 1989 bleibt ein entscheidender Bezugspunkt für die tiefgreifenden Veränderungen, die die rumänische Gesellschaft in den nachfolgenden Jahrzehnten prägten, ein dramatischer Umbruch – radikaler als in den anderen osteuropäischen Staaten –, der das Land auf den Weg der Demokratisierung und der euroatlantischen Integration brachte.

Weiterlesen

Schottlands europäische Perspektive

Nach dem Brexit wirbt Nicola Sturgeon als Regierungschefin mit einem erneuten Unabhängigkeitsreferendum Schottlands. Doch es gibt noch eine andere Lösung.

Theresa May erntet, was ihr Vorgänger im Amt des britischen Premierministers, David Cameron, gesät hat. Es war nicht die schottische Regionalregierung, die beim Unabhängigkeitsreferendum von 2014 aus eigenem Antrieb die Sezession durchsetzen wollte. Der damalige First Minister of Scotland, Alex Salmond, hatte ein Drei-Optionen-Modell vorgeschlagen, dass neben der vollständigen Unabhängigkeit oder der Beibehaltung der bisherigen begrenzten Selbstverwaltung Schottlands als Bestandteil Großbritanniens als dritte Möglichkeit eine erhebliche Ausweitung der Autonomie innerhalb des britischen Königreichs vorsah. Letztere, devolution max genannte Option, war das favorisierte Szenario der regierenden SNP (Scottish National Party). Es war Cameron, der eine Alles-oder-Nichts-Fragestellung (»Should Scotland be an independent country?«) erzwang und Salmond dadurch auf einen strikten Unabhängigkeitskurs festlegte. Folglich kam es zu der hohen Zustimmungsrate von 45 Prozent für die Unabhängigkeit.

Weiterlesen

Das kommende Europa

Der neue Regionalismus und die Sehnsucht nach einem alternativen europäischen Modell

1964, als der erste Präsident der Europäischen Kommission, Walter Hallstein, als Ziel des europäischen Einigungsprojektes »die Überwindung der Nationen und die Organisation eines nachnationalen Europas«[1] und »am Ende eine Verfassung Europas als Netzwerk freier Regionen«[2] formulierte, stieß dieses Konzept noch auf eine relativ geringe Resonanz. Doch inzwischen haben sich die Zeiten geändert. Die alte, geordnete und stabile Welt, wie sie bis zum Ende des Kalten Krieges Bestand hatte, existiert nicht mehr. Das Fundament des heute noch vorherrschenden politischen Systems – ein Modell des 19. Jahrhunderts zur Organisation von Nationalstaaten – beginnt zu bröckeln. Nach der Auflösung der Sowjetunion, Jugoslawiens und der Tschechoslowakei in den 1990er-Jahren sind jetzt auch in westeuropäischen Staaten Sezessionsbestrebungen auf dem Vormarsch. Die Regionalisten sehen die Abspaltung allerdings nicht als Selbstzweck, sondern lediglich als ultima ratio in ihrem Bestreben nach mehr Selbstbestimmung.

Weiterlesen